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Wie leicht wäre es, über die FUNDSACHEN FÜR NICHTLESER
von Günter Grass zu krakelen. Aber bevor man Hermann Hesse zum Vergleich
heranzieht, sollte man sich doch erstmal eines klarmachen: Daß sich
hier ein auch als Bildhauer und Grafiker anerkannter Schriftsteller wie
Grass bei seinem offenkundigen Hang zur Perfektion an das vielleicht Schwierigste
in der Bildenden Kunst überhaupt, nämlich ans Aquarellieren getraut
hat, zeugt vom Mut zum Wagnis, den mancher naßforsche Junge sich
erst noch erwerben muß. Außerdem ist er seinem Leisten insofern
treu geblieben, als er in die Bildmotive seine Gedichte und Aphorismen
als kalligraphische Zeichen hineinwuchern ließ. Besonders jene Fundsachen,
die organisch dem Erdboden verhaftet sind, korrespondieren da sehr gekonnt
und erfrischend mit den rechts nochmal ins Reine gesetzten Texten. Und
wer hier nur "altersgemäße" Brauntöne vermutet,
wird überrascht von kräftigem, manchmal sogar ungemischtem Blau
und Gelb und Rot. Die Gedichte sind durchweg von quergebürsteter Eingängigkeit,
mal satirisch, mal sentimental, ein Genuß für Liebhaber Grass'scher
Wortmalerei. Und daß dann bei über 100 Gegenüberstellungen
letztlich doch so mancher Text weiterführt als sein Gegenbild spricht
dann halt vor allem wieder für den Schriftsteller Grass.
Weitere Besprechungen zu Werken von Günter Grass und Sekundärliteratur dazu siehe:
Büchernachlese-Extra: Günter Grass