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Eines der außergewöhnlichsten Jugendbücher der letzten Jahre dürfte "Palästina – Träume zwischen den Fronten" von Randa Ghazy sein. Dass die als ägyptisches Einwandererkind in Italien geborene Autorin beim Verfassen dieses Buches erst 15 Jahre alt war, macht die Qualität dieses Romans zu einem echten Mirakel.
Neben Riham sind es vor allem männliche Protagonisten wie Ibrahim, Gihad und Nedal, die mit ihren jeweils kaum 20 Lebensjahren einen tiefen Einblick in das Gefühlsleben von einer Übermacht bedrohter und oftmals auch gedemütigter Jugendlicher geben. Der Blickwinkel ist parteilich, sie sind allesamt Palästinenser. Kein diese Sicht ausbalancierender Israeli sorgt hier für "political correctness" – Ghazy besorgt dies viel besser, in dem sie einige ihrer palästinensischen Handlungsträger selbst die Hoffnungen und (Un-)Möglichkeiten gewaltfreier Auseinandersetzungsformen durchdeklinieren lässt. Und wie! Neben aller Verzweiflung, die ohne Aussicht auf ein Happy End ist, bricht die Autorin ihre Zeilen immer wieder im Gedichtrhythmus und lässt darin mit einem Elan das Zärtlichsein ihrer Helden, ihren Witz, ihr Lieben an die Leser branden, dass es zum Steinerweichen ist. Jugendliche und junge Erwachsene werden diese nichtsdestotrotz beinharte Literatur womöglich besser aufnehmen als die Älteren – sie wissen den redlich unverstellten, nicht Proporz abwägenden Blick auf die Dinge zu schätzen.
Dieses Buch leistet mehr zum Verständnis des Palästina-Israel-Konfliktes, ja auch mehr zum Verständnis der erneut zu Kriegsopfern degradierten irakischen Bevölkerung als es all die stundenlang spekulativen TV-Sendungen je vermögen werden.