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Der neueste Bella Block Roman hat den Titel "Auf Leben und Tod" und
erzählt im Wechsel das Geschehen im Haus an der Elbe und einem scheinbar
vergessenen Dorf in Andalusien. Im Klappentext wird ein "literarischer
Krimi" versprochen, und was das Literarische angeht, so sind Doris
Gercke wunderbar melancholische Impressionen gelungen, die das kärgliche
Leben an der Küste Spaniens abseits der Hotelburgen beschreiben. In
diesen Kapiteln hat die Autorin neben der nicht zuletzt durch die Machenschaften
in Brüssel gesteuerten Armut vor allem auch dem unbekümmerten
Macho-Verhalten ein beeindruckendes Denkmal gesetzt, ohne dabei ins Plakative
abzurutschen. Manuel hat gerade wieder einen Mordauftrag erledigt und besucht
nun seine Mutter. Die Gedankenlosigkeit ihr gegenüber wird zur Metapher
über eine auf Aktion und Reaktion beschränkten Haltung zum Leben.
Zwar auch an Zitaten aus der Literatur, aber vor allem an Plattitüden
reich sind die Kapitel, in denen Bella Block selbst zur Handlungsträgerin
werden sollte. Stattdessen verbreitet sie sich des Langen und Breiten über
Feminismus und political correctness im Allgemeinen (u.a. über die
alte Sagengestalt Herakles, die als feiger Supermacho "durchschaut"
wird) und den tagespolitischen Meldungen über den spanischen Regierungschef
Felipe Conzales im Besonderen, der seinerzeit der heimlichen Unterstützung
einer Terrorgruppe angeklagt wurde.
So begrüßenswert es ist,
angesichts der Unzahl von Nachrichten einer der vielen politischen Machenschaften
mit langem Atem auf den Grund zu gehen, so rechtfertigt es doch nicht einen
Dreiviertel-Buch-Vorbau, um endlich den angekündigten Plot zu beginnen. Bella Block erkennt auf einem Foto Manuel als den nichtgefaßten Mörder
eines früheren "Falles".
Aber selbst die letzten 50 Seiten entwickeln
an keiner Stelle die Dynamik eines Kriminalromanes, sondern bestenfalls
einen trübsinnigen Abgesang über Kriminalität an sich. Bella
Block scheint als Detektivin ausgebrannt zu sein.
Davon abgesehen: Inhaltlich
weder Fisch noch Fleisch und von Selbstironie gänzlich unbeleckt ist
das Büchelchen äußerst "lesefreundlich" aufgebläht.