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Doris Gercke

Auf Leben und Tod

Ein Bella Block Roman. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 1995, 207 S., ISBN: 3-455-02289-8, >>> Amazon
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Der neueste Bella Block Roman hat den Titel "Auf Leben und Tod" und erzählt im Wechsel das Geschehen im Haus an der Elbe und einem scheinbar vergessenen Dorf in Andalusien. Im Klappentext wird ein "literarischer Krimi" versprochen, und was das Literarische angeht, so sind Doris Gercke wunderbar melancholische Impressionen gelungen, die das kärgliche Leben an der Küste Spaniens abseits der Hotelburgen beschreiben. In diesen Kapiteln hat die Autorin neben der nicht zuletzt durch die Machenschaften in Brüssel gesteuerten Armut vor allem auch dem unbekümmerten Macho-Verhalten ein beeindruckendes Denkmal gesetzt, ohne dabei ins Plakative abzurutschen. Manuel hat gerade wieder einen Mordauftrag erledigt und besucht nun seine Mutter. Die Gedankenlosigkeit ihr gegenüber wird zur Metapher über eine auf Aktion und Reaktion beschränkten Haltung zum Leben.
Zwar auch an Zitaten aus der Literatur, aber vor allem an Plattitüden reich sind die Kapitel, in denen Bella Block selbst zur Handlungsträgerin werden sollte. Stattdessen verbreitet sie sich des Langen und Breiten über Feminismus und political correctness im Allgemeinen (u.a. über die alte Sagengestalt Herakles, die als feiger Supermacho "durchschaut" wird) und den tagespolitischen Meldungen über den spanischen Regierungschef Felipe Conzales im Besonderen, der seinerzeit der heimlichen Unterstützung einer Terrorgruppe angeklagt wurde.
So begrüßenswert es ist, angesichts der Unzahl von Nachrichten einer der vielen politischen Machenschaften mit langem Atem auf den Grund zu gehen, so rechtfertigt es doch nicht einen Dreiviertel-Buch-Vorbau, um endlich den angekündigten Plot zu beginnen. Bella Block erkennt auf einem Foto Manuel als den nichtgefaßten Mörder eines früheren "Falles".
Aber selbst die letzten 50 Seiten entwickeln an keiner Stelle die Dynamik eines Kriminalromanes, sondern bestenfalls einen trübsinnigen Abgesang über Kriminalität an sich. Bella Block scheint als Detektivin ausgebrannt zu sein.
Davon abgesehen: Inhaltlich weder Fisch noch Fleisch und von Selbstironie gänzlich unbeleckt ist das Büchelchen äußerst "lesefreundlich" aufgebläht.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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