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Nun also nicht mehr einfach Bilderbücher zum Vorlesen und Anschauen sondern ein "audiodigitales Lernsystem". Der Ravensburger Verlag sucht damit offenbar dem allgemeinen Trend Rechnung zu tragen, dass bereits Kleinkinder verstärkt mit Computergesteuerten Spielen umgehen und Eltern sich weniger Zeit zum Vorlesen nehmen - und damit auch immer weniger Bilderbücher verkauft würden.
Zur Besprechung liegen nun ein "tiptoi-Starterset" inklusive des Bilderbuchs "Entdecke den Bauernhof" sowie noch zusätzlich das Bilderbuch "Die Welt der Musik" aus derselben tiptoi-Reihe "Wieso? Weshalb? Warum" vor.
Vorab überzeugen bereits in beiden Bilderbüchern die Illustrationen, in denen Constanze Schargan detailgenau das Leben und Arbeiten auf dem Bauernhof und Hans-Günther Döring, nicht minder exakt aber mit noch mehr Witz, die Möglichkeiten Musik zu machen vorstellen. Die Texte hierzu hat beide Male Inka Friese kindgemäß eingängig gestaltet und führt dabei auch sachlich korrekte Begriffe wie z.B. "Rhythmus" und "Melkstand" ein. Abgesehen davon, dass es in dem Musikbuch gleich auf der ersten Seite heißt "Hör doch einmal genau hin!", wären also beide Titel auch für sich schon eine schöne Sachbilderbuch-Bereicherung für die Kinderzimmerbibliothek.
Doch nun kommt das hinzu, was auch den vergleichsweise hohen Preis für eine 16-Pappseiten-Geschichte rechtfertigen soll - und hierfür ist zudem die Investition in einen "tiptoi-Stift" vonnöten, der auf hohem Niveau um einiges preiswerter als Bestandteil des besagten "Startersets" erworben werden kann. Angesichts dieser hohen Einstiegskosten fällt das Fehlen der dazugehörigen zwei kleinen und keineswegs stets im Haushalt vorrätigen Batterien als erste ärgerliche Hürde auf. Als nächstes wird einige Feinmotorik verlangt, um besagte Batterien einzubauen.
Los geht's - aber nur, wenn der Stift einem "Starterset" entstammt, ansonsten bedarf es zumindest rudimentärer PC- und Internetkenntnisse, um sich zum jeweiligen Buch (oder auch Spiel oder Puzzle) die passenden Audiodateien herunterzuladen - immerhin kostenlos. Auf den Stift mit 0,5 GB Speichervolumen passen 15 bis 20 solcher Dateien, die auch wieder gelöscht und ggf. durch andere ersetzt werden können.
Entsprechend aus- bzw. nachgerüstet, ist der Stift aber tatsächlich kinderleicht zu bedienen. Auf jeder Doppelseite sind vier Piktogramme anzutippen, womit Geräusche sowie die gedruckten und weitere Geschichten abzurufen sind, ferner Wissenswertes vermittelt und zu Spielen animiert wird. Letztere zielen meist auf das Zuordnen der abgebildeten Gegenstände oder Tiere mit deren Geräuschen. Im Musikbuch gibt es auch noch Melodien zum Mitsingen und kann ein Glockenspiel angeschlagen werden.
Neben dem Spaß sind hier gewiss auch Lerneffekte zu erzielen, ohne das ein Kind über vier Jahren sich je damit überfordert oder allzu schnell unterfordert fühlen dürfte. Ein schönes Spielzeug also und zum sich allein damit beschäftigen durchaus geeignet, ersetzt es jedoch trotz aller Raffinesse auf Dauer keinesfalls das gemeinsame Spiel mit anderen oder das "echte" Vorlesen durch von Kindern geliebte Bezugspersonen.