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"Der verlorene Troll" von Charles Coleman Finlay schildert die Quest eines Fürstensohns, dessen Leben bereits als Säugling höchst gefährdet war.
Als die Kriegsgegner das elterliche Schloss zu brandschatzen beginnen, versuchen ihn eine Amme und ein loyaler Ritter zu retten. Das gelingt ihnen nur bedingt, und Claye gerät unter die Trolle. Ein Trollfrau, die ihr Kind verloren hat, zieht ihn auf und verteidigt dieses "Tier" gegen die Angriffe der anderen. Von den Trollen spöttisch "Made" genannt, wächst er unter ihnen auf und lernt deren Form des Zusammenlebens. Als junger Mann spürt er jedoch immer mehr, dass er nicht zu ihnen gehört und versucht Kontakt zu den Menschen aufzunehmen. Dabei verliebt er sich auf den "ersten Blick" in eine Fürstin und sucht sie mit einem kostbaren Geschenk zu beeindrucken ...
Einen Roman über das Leben von Trollen zu schreiben, dürfte ein Novum sein. Bislang sind diese Gestalten in den entsprechenden Sagas und Epen nur als stereotype Wesen beschrieben worden, von denen man wusste, dass sie geistig eher schlicht und Menschen gegenüber von brutaler Feindseligkeit sind, und darüber hinaus im Sonnenlicht zu Stein werden.
Wie Charles Coleman Finlay hier nun deren Welt ausbreitet, ist schon von beachtlicher Überzeugungskraft und verweist möglicherweise auf die prähistorischen, noch sehr naturverbundenen Lebensformen des Homo sapiens. Die Trolle bilden hier eine Gemeinschaft, die ums Überleben kämpft, weil ihnen die zivilisierten Menschen samt ihren kriegerischen Machtansprüchen den Lebensraum beschneiden, wo die Trolle ihre Konflikte ohne weitere Hintergedanken einfach per Mehrheitsbeschluss lösen. Doch an der Schnittstelle zu den Menschen, die sich in Stadtbewohner und in dörflichen Gemeinschaften lebenden Bergbewohner aufteilen, kommt es zu einer platt idealisierenden Banalisierung der Geschichte, die den mehr Troll gewordenen Made wie einen lonesome Cowboy die Menschen wieder meiden lässt.