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Wer Märchen und ein schön ausgestattetes Buch zu schätzen weiß, kann einmal mehr im Insel Verlag auf seine Kosten kommen. DER DÄUMERLING versammelt zwölf norwegische Volksmärchen, die 1908 von Friedrich Bresemann übersetzt und von Herman Bang sowie Ludwig Tieck eingeleitet worden sind. Die Übersetzung hat in ihrer schnörkellosen Klarheit noch heute Bestand, anstelle der damaligen Einleitung gibt nun ein kompetentes Nachwort von Ulrich Luckhardt Auskunft über die Entstehung dieses Bandes. Die Märchen ähneln den Grimmschen Märchen, d.h. in ihnen agieren Namensvettern wie der "Däumerling", finden aber ein weit prosaischeres Ende als bei den Gebrüdern Grimm. So ist auch statt von einem weiblichen Aschenputtel hier gleich von drei verschiedenen männlichen Aschenbrödeln zu lesen, die sich mit den heimischen Trollen herumzuschlagen haben. Immer sind es die scheinbar Schwachen, die am Ende den Sieg davon tragen, das Ganze gewürzt mit einer gesunden Aufmüpfigkeit gegenüber all den Reichen und Eigensüchtigen. Damit nicht genug, ist dieses in Leinen gebundene Buch auch noch mit vielen Originalillustrationen von Lyonel Feininger ausgestattet, davon sechs in Farbe. Diese Illustrationen stellen in mehrerer Hinsicht eine Besonderheit dar: Zum Einen dokumentieren sie eine Art Zwischenphase im Schaffen dieses Künstlers, der sich aus purer Geldnot mit Karikaturen und Buchillustrationen abgab, bis er schließlich als einer der Maler der Moderne anerkannt wurde. Zum anderen weisen aber bereits diese Illustrationen über die geschmäcklerische Jugendstileleganz seiner Zeit hinaus. Feiningers Bilder erweitern denn auch kunstvoll das, was in den Märchen angelegt ist, sind also weit mehr als nur Abbildung des Erzählten.