buechernachlese.de
|
Zu den Kategorien spannend und betulich mischte Michael Ende in seinen
unaussprechlichen Wunschpunsch etwas Neues: Pep mit einem Schuß Satire.
Der geheime Zauberrat Beelzebub Irrwitzer und seine Tante, die Geldhexe
Tyrannja Vamperl, sind mit ihrem Soll an bösen Taten für dieses
Jahr im Verzug, und es ist schon Sylvesterabend und der teuflische Gerichtsvollzieher
Maledictus Made, der gerne zum Quälgeist mit eigenem Ressort aufsteigen
möchte, hat gerade mit Pfändung gedroht. Trotz enger Verwandtschaft
sich spinnefeind haben die beiden auch noch je einen Spion auf dem Hals:
Der Kater Maurizio und der Rabe Jacob sind vom
Hohen Rat der Tiere als Beobachter geschickt worden. In der Not "solidarisch"
entwickeln Irrwitzer und seine Tante einen höllischen Plan, der 100%
aufgehen würde, wüßten Maurizio und Jacob nicht, daß
Irrwitzer und seine Tante wissen, daß sie sich als Spione eingeschlichen
haben.
Für den erwachsengewordenen Ende-Fan sind die cartoonesken Illustrationen
von Regina Kehn eine weitere erfrischende Zutat. Einer der von Irrwitzer
gefangengehaltenen Elementargeister und Kobolde ist z.B. das "Buchnörgele",
welches mit seinem Konterfei leicht als Karikatur von Marcel Reich-Ranicki
auszumachen ist. Nur Freunde sorgen so für den Nachruhm des anderen...
Die Geschichte selbst kann für Menschen ab 10 Jahre ein galgenhumoriger
Einstieg um die Debatte Erhaltung und Wiederherstellung unserer Umwelt
sein. Die beiden Antihelden Maurizio und Jacob mußten immerhin beinah
ihr Leben riskieren, damit es zuletzt -natürlich- "Ende gut, alles
gut" heißen kann. Statt Hollywood sollte aber diesmal doch wieder
die Augsburger Puppenkiste zur dramaturgischen Umsetzung gebeten werden.
Kinder, die ihren ersten "Frust" mit der Schule erleiden, werden dem neuesten Werk Michael Endes sicherlich einen Ehrenplatz in der Provianttasche ihrer Tagträume geben.
Der lange Weg nach Santa Cruz erzählt von Herrmann, der sich an einem verregneten Montag wieder auf den Weg zur Schule machen muß. Dabei gibt es doch ganz andere Möglichkeiten, als seine kostbare Jugendzeit mit Lernen zu verplempern.
Michael Ende versteht es, mit "solidarischem" Einfühlungsvermögen und viel Charme die Nöte Hermanns vorzustellen, dessen außerordentlichen Talente, vor allem jenes, hinter jeder Ecke ein Abenteuer zu wittern, scheinbar keiner zu schätzen weiß. Und einmal mehr hat Regina Kehn ihre unverwechselbaren Bilder beigesteuert.
Weitere Besprechungen zu Werken von Michael Ende und Sekundärliteratur dazu siehe:
Büchernachlese-Extra: Michael Ende