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Regina Dürig

2 ½ Gespenster

Roman. Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim Basel 2015. 139 Seiten. 12,95 EUR. Ab 14 Jahren. ISBN: 978-3-407-81197-4, >>> Amazon
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Die erste Begegnung mit Leo hat Jonna, als er sich im Café am Nachbartisch drei Stück Kuchen bestellt und aufisst, ohne offenbar auch nur daran zu denken, sie auch zu bezahlen. Auf die Frage der Kellnerin, ob er nicht vielleicht Geld in seinem Rucksack hat und nachsehen will, antwortet Leo nur: "Eigentlich lieber nicht." Jonnas gutmütiger Vater übernimmt schließlich die Rechnung, was jedoch in den Protest von Jonnas Mutter Ines mündet, die verlangt, Leo solle seine Schulden gefälligst in Dominiks Druckerei abarbeiten. Und tatsächlich - wider Erwarten erscheint Leo am nächsten Morgen zur Arbeit …
Regina Dürig, Jahrgang 1982, hat mit "2 ½ Gespenster" ein unkonventionelles Jugendbuch vorgelegt, das in erfrischender Sprachregelung nicht zuletzt für Jonnas Erstaunen über Leos durchgängig gezeigte Dreistigkeit sehr witzige Zuspitzungen in einem sehr eigenen, im Wortsinn "originellen" Ton findet. Zugleich werden die Leser gemeinsam mit Jonna auch immer wieder an die Grenzen ihres Verständnisses für Leo geführt.
So ist Jonna, die schon bald mit ihrer aufkeimenden Verliebtheit kämpft, neben den eigenen Beobachtungen und Erlebnissen auch dem Hin und Her von Kommentatoren ausgesetzt, die Leo entweder einfach nur "unverschämt" finden oder wie ihr Vater mit viel Fantasie auch mögliche Ursachen dafür suchen und aus einigen Zugeständnissen Leos ein Vertrauen in ihn ableiten wollen.
Doch die Autorin gibt diesen Fantasien nicht nach, sondern lässt Leo bis zum Ende der Geschichte unberechenbar bleiben. So wird er beim Leser wie bei Jonna zu einem "Gespenst", das wie die Reste eines vorangegangenen Drucks auf einem Drucksieb aufscheint, aber bei einem neuen Druckvorgang keine Spuren mehr hinterlässt bzw. im Falle Leos weder zu greifen noch zu begreifen ist.
Die Irritation darüber, wenn jemand sich so ausdauernd an keine Regeln hält, setzt während und nach der Lektüre eine Menge Energien .. und vor allem Fragen frei: Ist das nun die völlige Freiheit oder "nur" der Ausdruck von etwas sehr Traurigem? Ist einem wie Leo noch zu helfen oder sollte man sich möglichst schnell von ihm verabschieden?
Das kann und muss am Ende jede/r selbst für sich beantworten - und dürfte dafür nicht selten mit einer neuen Selbsterkenntnis belohnt werden.
Nicht von ungefähr wurde bereits das Manuskript zu "2 ½ Gespenster" mit dem Peter-Härtling-Preis ausgezeichnet.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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