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Aufgehängt mit dem Kopf nach unten und ein spezielles Stück Draht durch die Schläfe in das Schmerzzentrum des Gehirns gebohrt - grausamer kann kein Mensch zu Tode gepeinigt werden. Doch warum wurde dies einem beinah 90-jährigen Nobelpreiskandidaten angetan, der noch dazu als anerkannter Überlebender des KZs Buchenwald weltweit allergrößte Wertschätzung genoss? Doch womöglich noch eigenartiger ist die für die Stockholmer Sonderermittler der A-Gruppe augenscheinliche Verbindung zu einem anderen Mordopfer: Ein brutaler Zuhälter ist in das Gehege von Vielfraßen gestoßen worden und wurde von ihnen nahezu restlos einverleibt.
Arne Dahl alias Jan Arnald legt mit "Tiefer Schmerz" seinen vierten Roman um die A-Gruppe vor, die als Team höchst individualistischer wie kreativer Ermittler diesen Fall aufzulösen hat. Auch ohne Kenntnis der vorangegangenen Romane ist man schnell mit seinen Protagonisten vertraut und lässt sich von dem raffiniert ausgestalteten Plot durch die Seiten treiben. Unterhalten auf hohem Niveau, wenn auch zuweilen dank schon sehr "zufällig" gefundener Assoziationsketten und einer nicht immer glücklichen Übersetzung auf den ersten Seiten (z.B. "öffentliches" statt "offenes Geheimnis"), besticht dieser Roman nicht zuletzt durch die Einbettung historischer Bezüge, die an die dunklen Seiten Schwedens rühren, als es u.a. bereits vor Hitlers Machtergreifung mehr als hilfreicher Ungeist für rassistische wie antisemitische "Forschungen" war. Hier scheint sich bei schwedischen Kriminalautoren seit Kurzem ein längst fälliger Trend abzuzeichnen, der Schweden als Teil Europas nur gut tun kann.
"Tiefer Schmerz" jedenfalls macht neugierig auf die noch kommenden aber auch auf die früheren Romane Arne Dahls.