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Harj, Zack, Samantha, Julien und Diana sind fünf junge Menschen aus vier Erdteilen, die innerhalb eines kurzen Zeitraums jeweils von einer Biene gestochen wurden - und das, obwohl Bienen schon seit Jahren als ausgestorben gelten. Kaum werden diese außergewöhnlichen Bienenstiche publik, sehen sich die fünf unter großen Sicherheitsvorkehrungen nach North Carolina in einen Ort namens Research Triangle Park verbracht. Dort völlig isoliert und ohne jedweden äußeren Reiz in Quarantäne gehalten, werden unter anderem ihre bisherigen Lebensweisen auf Gemeinsamkeiten untersucht, die womöglich die Bienen angelockt haben könnten. Und wozu das Ganze? Jedenfalls geht es nicht um ein Wiederbeleben der Bienenvölker ...
Eins beschämt vorweg eingeräumt: Da dieser Roman der erste von Coupland ist, den der Rezensent gelesen hat, kann er auch keine entsprechenden Binnenvergleiche anstellen.
Douglas Coupland hat seinem neuesten Roman "Generation A" zwei Zitate vorangestellt.
Das erste von Malcolm McLaren zählt das Terrorisieren, Bedrohen und Beleidigen als Möglichkeiten auf, andere zu begeistern: "Aus dem Nichts ist man wer, alle reden über einen. Mach eine Geschichte daraus, die man verkaufen kann."
Das zweite von Kurt Vonnegut endet in Anspielung auf Couplands Debüt-Erfolg "Generation X" hingegen wie folgt: "Ich erkläre euch hiermit zur Generation A und stelle euch damit an den Anfang einer ebenso langen Reihe spektakulärer Errungenschaften und Reinfälle wie einst Adam und Eva."
Beides ist in diesem Roman sehr treffend und pointiert entfaltet worden. Jeweils im Wechsel aus den sehr unterschiedlichen Erzählperspektiven der fünf genannten Protagonisten wird die Handlung vorangetrieben. Und es ist schon ein Unterschied, ob einer wie Harj erzählt, der vor seinem Bienenstich in einem Callcenter auf Sri Lanka Textilprodukte aus den USA beworben und lange zuvor als Kind seine ganze Familie bei einem Tsunami verloren hat oder eine wie Diana aus Kanada, der ihr Leiden am Tourette-Syndrom weit weniger ausmacht als ihr Enttäuschtsein von einem gewissen frömmelnden Prediger.
Den ausgerotteten Bienen als (noch) spekulative Science Fiction geht eine sehr heutige Prioritätensetzung samt entsprechend globalem Kommunikations- bzw. Interaktionsgebaren voraus - das meiste spielt sich für den Vereinzelten nur noch zweidimensional vor einem Bildschirm ab. Nicht von ungefähr findet sich die Auflösung der Bienenfrage am Ende in einer erzwungenen Versuchsituation, in der die allesamt sehr eloquenten Helden dazu aufgefordert werden, aus dem Stehgreif Geschichten zu erfinden und den anderen zu erzählen. Und wie hier u.a. ein Auszug aus "Finnegans Wake" von James Joyce zum Beseitigen von Kopfschmerzen eingeführt wird, beweist schon ganz besondere Klasse!
Weniger für Gutmenschen als für Liebhaber der Fernsehserie "Dr. House" und ihrer im Minutentakt versprühten Zynismen zielt dieses Buch auf abgeklärte Bodenhaftung.
Lesevergnügen pur, das sehr große Lust auf die Vorgängerromane von Douglas Coupland weckt!
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