buechernachlese.de
|
Kaum dass die junge Vikarin Callie Anson in die Gemeinde eingeführt wurde, wird der Priester Jonah Adimola ermordet aufgefunden. Um den Hals die Stola von Callies Mentorin Frances Sherwood, die dem Toten wegen seiner unerträglich selbstgerechten Provokationen bei der letzten Kirchenversammlung ein Glas Wein ins Gesicht geschüttet hat ...
Die in Amerika geborene, aber seit langem in England lebende Autorin Kate Charles nimmt in "Wer Böses sucht" sehr gekonnt und spannungsgeladen die Tragödien spinnenden Ingredienzien Vorurteile, Bigotterie und Selbstgerechtigkeit aufs Korn und eröffnet zugleich einen tiefen Einblick in die Hierarchien und das Selbstverständnis der anglikanischen Kirche(n). Wie in allen anderen kirchlichen Religionsgemeinschaften auch, reicht hier das Spektrum von erzkonservativ bis liberal und progressiv. Konkret macht sich das an dem Aushalten von weiblichen Priestern und Priestern mit homosexueller Neigung fest, an denen sich immer wieder die Geister bzw. Gläubigen scheiden. Aber auch den säkularen, um nicht zu sagen kirchenfeindlichen Lesern werden Antipoden entgegengehalten, die ein allzu schnelles Abtun solcher Religionsgemeinschaften nicht geboten erscheinen lassen.
Ein echtes Lesevergnügen also, das treffend gezeichnete Charaktere, einen fesselnd entfalteten Plot und den Blick hinter die Kulissen der anglikanischen Kirche zu bieten hat.