Startseite: Büchernachlese
Büchernachlese
Rezensionen-Archiv © Ulrich Karger
Belletristik | Krimis | SF | Sachbuch | Kinder-& Jugend
Information zur Büchernachlese auf facebook - schön, wenn es
www.buechernachlese.de

Robert Carter

Die Zuckerfabrik

Roman. Spectrum, Stuttgart 1990. 177 Seiten. ISBN: 3-7976-1453-5, >>> Amazon
(Mit >>> Amazon gekennzeichnete Links sind sogenannte Affiliate Links. Kommt über einen solchen Link ein Einkauf zustande, wird die Büchernachlese mit einer kleinen Provision beteiligt. Für Sie/Dich entstehen dabei keine Mehrkosten. Das Wo, Wann und Wie eines Produkterwerbs bleibt natürlich Ihnen/Dir überlassen.)

"Manches davon ist ziemlich ekelhaft, und manches wird mir vermutlich niemand glauben. Ich erzähle die Geschichte aber trotzdem, weil ich nämlich die Hoffnung hege, daß es mir mit jedem, der sie liest, ein bißchen besser geht. Ungefähr so, als würde jemand bei dem schweren Balken, den du mit dir herumschleppst, mit anfassen."
Der 18-jährige Ich-Erzähler Harris war ein "Problemkind", von den Lehrern und seinen Eltern als schwach begabt und zurückgeblieben eingestuft. Erst mit 13 Jahren beginnen sich für ihn positive Zukunftsperspektiven anzubahnen, da er zu Mrs. Mac, einer jungen Frau mit zwei Kindern, eine enge Beziehung entwickeln kann. Diese bricht jäh auseinander, als sich ein schreckliches Unglück ereignet, das Harris wieder auf seine schon überwunden geglaubten Kindheitsrituale  des Selbstschutzes zurückwirft: Unter dem elterlichen Haus zerbröselt er Sandstein zu "Zucker" und stapelt den in Tüten als "gute Tat" an der Hauswand.
Der Australier Robert Carter ist ein Autor jener angelsächsischen Erzählweise, die dem sichtbaren "Was" stets den Vorrang gibt und so automatisch ohne weinerliche "Innerlichkeit" auskommt. Natürlich "denkt" sich Harris auch das eine oder andere, aber das knapp und präzis, so wie es Jugendlichen oft gelingt, komplexe Vorgänge ohne "Gelabere" für sich auf den Punkt zu bringen. (Nicht zuletzt auch dank der vorzüglichen Übersetzung von Cornelia Krutz-Arnold, die schon bei Margaret Mahy ihre Kunst bewiesen hat.) 
Die Lakonie mit der Harris z.B. die Situation beschreibt, als er die kleine Clementine tot im Kühlschrank von Mrs. Mac findet, bewegt gerade deshalb in jedem Fall das Innere der Lesenden. Das Grauen, mit dem viele, wenn nicht sogar die meisten Kinder zu tun haben, wird hier kaleidoskopisch in allen Farben vorgeführt: komisch, tragisch, ekelhaft, romantisch und mit einem offenen Ende. Im Zusammenleben u.a. mit der magersüchtigen Stephanie und der vom Stiefvater vergewaltigten Angela lernt er Fragen an das Warum von Krankheitssymptomen zu stellen, und er kommt sich und seinen Eltern in dieser "Irren-Wohngemeinschaft" auf die Spur.
Ein richtige Familienerzählung also, nicht gerade gemütlich, aber spannend wie das Leben und mit einem weiten Blick über den Zaun für alle, die bisher nichts mit "Problemkindern" zu tun haben ... wollen.

Buechernachlese © Ulrich Karger


NB!: Impressum, Disclaimer, Datenschutzerklärung | Hinweise u.a. fürs Kopieren und Zitieren eines Artikels von Ulrich Karger unter Kontakt-FAQ.
>>> Amazon: Direktlinks zu Amazon für neue & gebrauchte Buchexemplare. Ältere Titel sind bei Amazon z.T. (noch) nicht oder etwas anders gelistet. Hier, soweit angegeben, Buchpreise des Erscheinungsjahrs



[KB]