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Krimiliebhaber, die bei der Lösung eines Falles weniger bluttriefende Horroreffekte als gerade das Menschlich-allzu-Menschliche schätzen, sollten Commissario Montalbano längst kennengelernt haben. In Vigata, einem fiktiven Kleinstadt-Mikrokosmos in Sizilien, löste der nicht zuletzt auf Mitmenschlichkeit und Intuition setzende Montalbano bereits drei knifflige Fälle mit großer Bravour - der erste liegt mittlerweile auch schon als Taschenbuch vor.
Montalbanos Lavieren mithilfe der mehr oder weniger fähigen Mitarbeiter und Vorgesetzten auf der einen Seite und seiner Freunde, wie z.B. einem Journalisten des oppositionellen Regionalfernsehsenders auf der anderen, gemahnt zuweilen an 'Don Camillo und Peppone'. Er verschmäht auch nicht die Hilfe der Mafia, solange er sich von ihr nicht vereinnahmt weiß. Und daneben gibt es natürlich auch noch das Privatleben dieses Mittvierzigers, der sehr gerne der klingenden Speisekarte Italiens die Ehre gibt und sich nur schwer zwischen Näherkommen und Fernbleiben seiner langjährigen Geliebten Livia entscheiden kann - dabei stand im letzten Band sogar die gemeinsame Adoption eines Kindes an.
Der neue, vierte Fall spitzt diesen Konflikt nun zu. Seit Livia auf eine Heirat drängt, sieht sich Montalbano von der attraktiven Freundin des Mordopfers in Versuchung gebracht. Als wenn dieser Fall nicht schon für sich kompliziert genug wäre. Nur eine alte Violine kann hier weiterhelfen, doch der Commissario ist hoffnungslos unmusikalisch. Dafür beweist sein sprachfertiger Autor Andrea Camilleri einmal mehr ein hinreißendes Gespür für den alltäglichen Aberwitz.
Weitere Besprechungen zu Werken von Andrea Camilleri siehe:
Büchernachlese-Extra: Andrea Camilleri