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Comissario Salvo Montalbano spürt als Mittfünfziger immer mehr das Alter. Der Sommer drückend heiß, fordert ihn die geliebte Livia zu größtmöglichen Anstrengungen für ein Ferienhaus in seiner Nähe auf. Wenig später zieht sie samt ihren Freunden wieder von dannen, nur weil Montalbano in dem Haus eine Leiche gefunden hatte und nicht sofort damit herausgerückt ist. Und dann ist da noch die Zwillingsschwester der Leiche, die ihn trotz des großen Altersunterschiedes zu umgarnen sucht ...
"Die schwarze Seele des Sommers" von Andrea Camilleri ist ein weiterer Höhepunkt der Montalbano-Reihe, nicht zuletzt auch, weil der Protagonist darin unter Beibehaltung aller bekannten Ingredienzien eine allmähliche Wandlung erfährt. So sorgen die Vorliebe fürs gute Essen und Trinken sowie das zugespitzte Bedingungsgefüge aus unfähigen Kollegen und Vorgesetzten ebenso für erheiternde Wiedererkennungseffekte wie die absurden Ankündigungen Catarellas und der enge Spielraum, den die beiden allgegenwärtigen Mafiabanden für Ermittlungen lassen. Doch Montalbano wird melancholischer und dadurch auf gewinnende Weise tiefgründiger. Das tut dieser Reihe sehr gut, steigert es doch das Lesevergnügen und hilft auch, die Gefahr des schablonenhaften Wiederkäuens abzuwenden.
Für die Fans sowieso aber auch für alle Neueinsteiger, die etwas mehr Anarchie und Sarkasmus als in der heilen Donna-Leon-Welt der Brunettis zu schätzen wissen, einmal mehr zur guten Unterhaltung anzuempfehlen.
Weitere Besprechungen zu Werken von Andrea Camilleri siehe:
Büchernachlese-Extra: Andrea Camilleri