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Erst zieht Dave Robicheaux von der Mordkommission New Orleans den Leichnam einer jungen Frau aus dem Bayou und nimmt die Ermittlungen auf. Wenig später erfährt Dave von einem, der kurz vor seiner Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl noch etwas Gutes tun will, dass er beseitigt werden soll. Doch nachdem er Vietnam überlebt hat, lässt Dave sich davon nicht groß beeindrucken und setzt seine Ermittlungen fort …
Von James Lee Burke, Jahrgang 1936 und mehrfach u.a. mit dem Edgar Allan Poe Award ausgezeichnet, wurde "Neonregen" als Originalausgabe bereits 1987 vorgelegt. Dieser Dave-Robicheaux-Krimi setzt den Beginn einer 20-bändigen Serie, die der Pendragon Verlag bereits im letzten Jahr mit den Bänden "Mississippi Jam" (Bd. 7, ISBN: 978-3-86532-527-3 >>> Amazon) und "Sturm über New Orleans" (Bd. 16, ISBN: 978-3-86532-450-4 >>> Amazon) angefangen hat, in neuer Übersetzung neu aufzulegen - ein äußerst löbliches Unterfangen!
Dave Robicheaux ist als Nachfahre der Cajuns ein "hardboiled detective", der für sein starkes Gerechtigkeitsempfinden auch zeitweilig illegale Methoden nicht scheut, um den vom Gesellschaftssystem geschützten Mächtigen nicht länger ohnmächtig gegenüberzustehen. Zudem leidet er nach seinem Einsatz als Soldat in Vietnam unter dem, was heute als "posttraumatisches Belastungssyndrom" bekannt ist, und ihn immer wieder seine trockenen Phasen als Alkoholiker unterbrechen lässt. Dennoch wird er von seinem Captain als dessen bester Ermittler angesehen - und am Ende des ersten Bandes aus verschiedenen Gründen trotzdem den Dienst bei der Polizei quittieren, um sich woanders in der Nachbarschaft als Detektiv zu betätigen. Ihm vorangegangen ist dann sein bester Freund und Ex-Kollege Clete Purcel, ein meist so gut gelauntes wie politisch unkorrektes Kraftpaket, der den Bemühungen Daves um eine reflektiert differenzierte Betrachtungsweise in kurzen Sätzen auf den Punkt gebrachte Sätze seiner Wahrnehmung der Realität gegenüberstellt.
Denn alle Gewalt, die hier die Handlung bestimmt und zuweilen im beiläufigen Ton auch noch heutige Aktionkrimis blutarm aussehen lässt, stehen nicht als Kitzel für sich, sondern stets im Kontext einer fundierten Betrachtung einer vor allem an Profit und Macht orientierten Gesellschaft, der für ihre eigenen Interessen nichts heilig ist - womit der Autor offenbar leider nicht nur im Rückblick recht behalten hat.
All das teilt sich durchgehend aus der Ich-Perspektive Daves mit, dem der Autor gleichermaßen ironisch-ätzende Dialoganteile, die Innenbetrachtung seiner emotionalen Konflikte wie auch die zuweilen sogar poetische Beschreibung einer von allen Sinnen aufgenommenen Umgebung in den Mund zu legen weiß. Eingedenk des Genres und der bereits angesprochenen Gewalt, gelang Burke somit das Kunststück, ein buchstäblich weites Feld literarisch in Höchstform zu beackern - und dabei von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln!
Bleibt zu hoffen, dass dem Verlag nicht zwischendurch die Luft ausgeht und er nun in schöner Regelmäßigkeit die anderen Bände nachreicht - wenn möglich künftig in chronologischer Reihenfolge, da es ja auch eine fortlaufende Binnengeschichte im Privatleben des Helden zu verfolgen gilt.
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