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Büchernachlese-Extra: Harald Budde

Harald Budde

Zwischen Bett und Sofa

Roman. Weidler Verlag, Berlin 1994. 114 Seiten. ISBN: 3-925191-88-7, >>> Amazon
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"...oder sie gestattete es mir, meinen Kopf zwischen ihre Schenkel zu stecken. Ich hatte dann furchtbare Angst - Angst vor den Bomben, aber noch größere Angst vor dem Ende des Luftangriffs, weil ich dann nicht mehr Magdalenas Brüste oder ihr Vötzchen küssen durfte." 
Der Ich-Erzähler ist ein Transvestit, der alles mögliche, nur kein "richtiger Mann" sein will - auch wenn sein Tonfall zuweilen an Francois Villon erinnern mag. Deutschland nach der Befreiung. Berlin ein Trümmerhaufen. Das Gros der Menschen denkt nur ans Überleben, bekommt bei seinen "Hamsterfahrten" auf den Trittbrettern der Eisenbahnen nichts von der vorbeisausenden Natur mit. Unter ihnen aber schöpfen ehemals verfolgte Minderheiten frische Morgenluft. Ob nun politisch agitierend oder dem Schönen, Guten verpflichtet oder auch nur der Lust an der Lust. ZWISCHEN BETT UND SOFA tauschen sich u.a. ehemalige "Blitzmädels" und Lesbierinnen, Vorläuferinnen des Feminismus und nach der Vernunftheirat schielende Frauen ihre Philosophien aus. Existentialismus pur auf Alltagssatire zurückgeschraubt, wenn eine Lebensmittelkarte nicht für ein Brot sondern für ein seidenes Unterhöschen ausgegeben werden soll. Harald Budde, der Ende dieses Jahres 60 wird, hält mit diesem Buch ein Stück Zeitgeschichte fest. Mit der Ausgestaltung seines Protagonisten konnte er sich auf einen moralinfreien Beobachterstatus zurückziehen und zugleich mittendrin im Geschehen sein. Sein Figurenkaleidoskop gibt in funkensprühenden Dialogen eine Fülle komischer, grotesker ..und erschütternder Begebenheiten preis, aus denen dann wieder ganz andere Schlußfolgerungen als erwartet gezogen werden. Dazwischen noch 5, 6 Zitate aus Druckerzeugnissen, die den Rückfall in die Wirtschaftswunderjahre kommentieren, zeigen einmal mehr, wie das Leben eben so spielt..., wie es jetzt, 5 Jahre nach der "Wende", schon wieder spielt. Ein Kleinod der Satire, das auf keinem Nachttisch fehlen sollte.

Weitere Besprechungen zu Werken von Harald Budde siehe:
Büchernachlese-Extra: Harald Budde

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