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Büchernachlese-Extra: Günter Grass

Manfred Bissinger, Daniela Hermes (Hg.)

Zeit, sich einzumischen

Die Kontroverse um Günter Grass und die Laudatio auf Yasar Kemal in der Paulskirche. Steidl Verlag, Göttingen 1998. 254 S., ISBN: 3-88243-572-0, >>> Amazon
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In einer Zeit, in der sich selten noch jemand um "sein Geschwätz von gestern" kümmert, leisten die Herausgeber gesammelter Verlautbarungen zu der Laudatio von Günter Grass auf den Friedenspreisträger Yasar Kemal wichtige Gedächtnishilfe.
Manfred Bissinger ("Die Woche") und die der Werkausgabe von Günter Grass verpflichtete Daniela Hermes haben nach Abzug der wiederholt zitierten dpa-Meldungen aus 61 Zeitungen beziehungsweise Magazinen über 100 Artikel reproduziert und den Kapiteln "Reaktionen in Politik und Kultur", "Medienberichte" sowie "Kommentare" zugeordnet. (Die Verkleinerungen der ausführlichen ZEIT-Artikel sind hierbei allerdings an die Grenzen des Wahrnehmbaren gestoßen.)
Gerahmt wird dieser Block zu Beginn von einem Vorwort Bissingers, das in einer Art Ouvertüre noch einmal die Diskussionen um Günter Grass im Allgemeinen und im Besonderen aufgreift, sodann die kompletten Texte besagter Laudatio sowie der übersetzten Dankesrede Kemals. Im Anhang sind "Volkes Stimme" in Leserbriefen, Hinweise von Daniela Hermes zur Materialauswahl sowie Autoren- und Quellenregister nachzulesen.
Mit dem Tag der Preisverleihung am 19.10.97 wird hier eine Lawine der Meinungsverschiedenheiten dokumentiert, die, dank auch einer spätere Rede des Bundespräsidenten Roman Herzog, erst mit einem Beitrag in der Frankfurter Rundschau am 24.12.97 ausläuft. Über diesen Zeitraum hinweg sind neben allem Pro und Contra unter anderem zwei Dinge besonders bemerkenswert: Einige Angehörige der "postmodernen" Generation vermögen sich ähnlich wie die noch verdrängenden Altvorderen der Nachkriegszeit nicht für das eigene Land zu "schämen" und gerade damit die Zugehörigkeit zu diesem Land zu bekunden. Hier sei an Jens Jessens verdrehten Beitrag in der Berliner Zeitung (S.180 f.) erinnert sowie auf einen Leserbrief in der WAZ (S.245) hingewiesen, worin ein Herr Heßelmann die Bücher von Grass zwar nicht verbrannt, aber nun auf den Müll "befördert" hat.
Das Zweite wurde im Publik Forum (S.211) berichtet, wonach die Rede von Grass offenbar doch nicht nur Sprechblasen gezeitigt, sondern auch zu etwas ganz Konkretem ermutigt hat. Neben den einzelnen bereits aktiven Kirchengemeinden gibt es nun ein von Flüchtlingsorganisationen, Gewerkschaftern, Politikern und prominenten Künstlern gegründetes Netzwerk, das Ausländer ohne Aufenthaltsstatus unterstützen und notfalls auch verstecken will.

Weitere Besprechungen zu Werken von Günter Grass und Sekundärliteratur dazu siehe:
Büchernachlese-Extra: Günter Grass

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