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Alicia Butterworth hat nach Überwindung vieler bürokratischer Hürden endlich die Chance, ein Experiment mit dem Supercollider des Brookhaven National Laboratory durchzuführen. Anstelle von Gold kann sie nun zum ersten Mal in der Geschichte des Colliders Uranteilchen auf Kollisionskurs schicken. Erst läuft auch alles rund, faszinierende Messergebnisse bahnen sich an, da sinkt plötzlich die Zählrate, kommt es zum Knall, ist die Ringröhre geborsten. An der Bruchstelle entdeckt Alicia eine glänzende Kugel, die sie instinktiv 'beseitigt' und gut versteckt in das Laboratorium ihrer Heimatuniversität transportieren läßt. Nach unterschiedlichsten Messungen an dieser Kugel bleibt nur noch eine eigentlich unmögliche Hypothese übrig: Der Versuch im Collider hat unbeabsichtigt den Blick auf einen Miniatur-Kosmos ermöglicht, das in Zeitraffergeschwindigkeit vom 'Big Bang' am Anfang eine Entwicklung bis zum 'Big Crunch' durchläuft.
Science-Fiction in Höchstform! Von Haus aus Astronom und Physiker gelingt es dem Autor Gregory Benford komplexeste Zusammenhänge in eine für Laien nicht nur verständliche, sondern auch fesselnd unterhaltsame Form zu bringen. Was jedoch vordergründig 'nur' eine Heldin zwischen die Mühlsteine von Bürokratie und ihrer womöglich höchst explosiven Entdeckung geraten läßt, impliziert weit mehr. Wenn auch trotz allem realen wissenschaftlichen Unterbau der Plot höchst spekulativ, eben Science Fiction ist, so befördert er doch sehr anspruchsvolle Fragestellungen, u.a. nicht zuletzt die Sinn-Frage allen Seins. Der verdienstvolle Herausgeber Wolfgang Jeschke setzt denn auch am Ende des Romans einen I-Punkt und läßt ihn mit einem 35-seitigen Essay des Theologen Linus Hauser korrespondieren. Sehr instruktiv - und ohne Moralinsäuernis - durchleuchtet Hauser darin das Wesen von Wissenschaft bishin zur Wissenschaftsgläubigkeit und legt damit zugleich sehr eingängig die tieferen Schichten dieses Romans frei.