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George Poole ist mit seinen 45 Jahren ein ziemlich ausgebrannter Computerfachmann. Die Mutter schon seit langer Zeit tot, ist nun auch sein Vaters verstorben, und er muss sich um den Nachlass kümmern. Seine "große" Schwester Gina will damit nichts weiter zu tun haben, auch nicht mit Georges Entdeckung, dass offenbar eine Zwillingsschwester namens Rosa existiert, von der er bis dato überhaupt nichts wusste. Immerhin kann Gina ihm erklären, warum ihr Vater regelmäßig eine große Summe an den in Rom ansässigen "Orden der Heiligen Maria" überwiesen hat. Dieser Orden unterhält eine Art Schule und hat Rosa seinerzeit aufgenommen. Die Suche nach diesem Orden und seiner Schwester wird dann jedoch für George weit mehr als nur ein Stück Trauerarbeit. Eine neue Welt eröffnet sich ihm ...
Stephen Baxter hat mit "Der Orden" einen der eindrücklichsten SF-Romane des letzten Jahrzehnts vorgelegt. Es geht hierin um nicht weniger als die Aussicht auf den Homo sapiens superior, also dem künftigen Nachfahren von uns als Homo sapiens sapiens. Eine Möglichkeit wäre demnach eine Entwicklung zu einem menschlichen Verbund analog eines Ameisen- oder Termitenstaates, der dem Ziel des Überlebens der Gemeinschaft alles andere unterordnet.
Der Rahmen zur persönlichen Geschichte von George Poole greift dazu bis ins 5. Jahrhundert zurück, als seine Vorfahrin Regina sich mit anderen Frauen in den Katakomben Roms versteckt. Dass sie zuvor in Britannien den Niedergang des römischen Reiches an der Seite des Artorios, der die Vorlage für König Arthur abgegeben haben könnte, erlebt hat, ist das zusätzliche Schmankerl eines höchst anspielungsreichen Leseabenteuers.
Doch es bleibt nicht bei den beiden Erzählsträngen aus Gegenwart und sich der Gegenwart annähernden Vergangenheit, sondern weist am Ende noch weit in die Zukunft hinaus.
In seinen Erfindungen von so virtuoser wie disziplinierter Plausibilität, liefert Baxter hier weit mehr als nur fesselnde Unterhaltung, sondern auch die Grundlage für ein erschreckend bedenkenswertes Denkmodell der menschlichen Zukunft.