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Ein Auffahrunfall während des Theaterfestivals in Edinburgh. Der Aufgefahrene will den Fahrer des korrekt abgebremsten Fahrzeugs mit einem Baseballschläger erschlagen, wird jedoch vor seinem finalen Schlag vom Laptop eines ansonsten eher sehr zurückhaltenden Schriftstellers getroffen. Das Kennzeichen des daraufhin vor der eintreffenden Polizei flüchtenden Schlägers wird zwar von dem einstigen Ermittler Jackson Brodie abgespeichert aber nicht zu Protokoll gegeben, da er besseres zu tun hat, als sich wieder in Polizeiarbeit einzumischen. Ein Verhalten, das ihn noch teuer zu stehen kommen sollte ...
Kate Atkinson spult in "Liebesdienste" keinen üblichen Krimi ab, in dessen Zentrum ein Verbrechen und ein Ermittler stehen, sondern bändigt darin virtuos mehrere Erzählstränge gleichzeitig, die mit zufälligen oder doch gar nicht so zufälligen Begegnungen spielen, deren Schnittstelle besagter Auffahrunfall ist. Das erlaubt gleichrangige Innenansichten - unter anderem die jenes zu Gefälligkeiten neigenden Schriftstellers, der Frau eines mafiösen Bauunternehmers, einer vor allem als Mutter resignierten Kommissarin und Jackson Brodies, der sich nebenbei mit den Eskapaden seiner jungen Geliebten auseinandersetzen zu hat.
Es verschiebt aber auch die üblichen Prioritäten eines Krimi-Plots zu einer satirisch zugespitzten Milieu- und Beziehungsstudie mit einem etwas dürren Ende. Doch gerade dank einer Ironie, wie sie offenbar nur Briten bzw. Britinnen zu zelebrieren vermögen und schon lange nicht mehr in solcher Brillanz nachzulesen war, wird dieser Roman zu einem großen, durchaus auch spannenden Lesevergnügen.