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Elisabeth Ambras erzählt Geschichten - erotische Geschichten. Für
E.A. geschehen sie schichtenübergreifend voneinander abhängig
oder unabhängig, gleichberechtigt und sich vergewaltigend. Sie beschreibt
darin (natürlich!) Sexualpraktiken, die, obwohl die Geschichten kurz
gehalten sind, ihre gepfefferte Würze vor allem durch ihr Ambiente
gewinnen.
In ihrer Vorrede zu dem Buch gebraucht sie nicht das krampfige Feigenblatt
einer Autorin, die halt auch von Auftragsarbeiten leben muß, sondern
die 'Zuhörerin' bekennt enttäuscht zu sein, offenbar nur als
'Vertraute' in Frage zu kommen. Das Suggestive dieser Geschichten entwickelt
sie gerade durch diesen Kniff und ihren prägnanten Millieuskizzen.
So erscheinen selbst die 'unglaublichsten'
Schilderungen zumindest wahrscheinlich und Phantasie und Körpermitte
lassen sich nun bereitwillig auf E.A's inszenierte Spielchen ein. Vielleicht
überrascht, von was 'aufgerichtet' oder 'naß geworden', kann
der nächste Absatz, die nächste Geschichte schon wie eine kalte
Dusche wirken. Die vordergründige Sensation wurde dann vor einen Hintergrund
gestellt, der die von der Realität eingeholte Geschichte in ihrem
Horror aber auch ihrer Komik bloßlegt.
Als Autorin achtete E.A. darauf, daß Frauen nur dann rollenspezifischen
Schwächen unterlagen, wenn sie (warnendes) Thema der Geschichte waren.
Allerdings - wie bei anderen 'Sammlungen' dieser Art - hat Erotik in einer
auch auf anderen Ebenen funktionierenden Partnerschaft scheinbar keinen
Erzählwert was vielleicht auf den kleinen Unterschied zur 'Liebe'
zurückzuführen ist.
HEISS & KALT empfiehlt sich als unterhaltender, anregender
... und bedenkenswerter Lesestoff.
*(Bei Erstellung der Rezension noch unbekannt: Autorenname ist lt. Wikipedia ein Pseudonym von Hans Magnus Enzensberger)
Weitere Besprechungen zu Werken von Hans Magnus Enzensberger siehe:
Büchernachlese-Extra: Hans Magnus Enzensberger