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Esmails Vater war taubstumm. Aber er hat neben seiner Arbeit als Teppichflicker geschrieben, allerdings in einer selbst entwickelten Keilschrift, deren Vorbild die Inschrift in einer Felsenhöhle war. Nach seiner Flucht aus dem Iran versucht Esmail nun die Tagebücher seines Vaters zu entziffern. Es eröffnet sich ein Erzählteppich aus eigenen Erinnerungen und empathischer Empfindung für die verschlossene Welt des geliebten Vaters.
Die Brechung unerträglicher Realitäten, die im Iran (vormals Persien) für viele Menschen vor allem Armut und totalitäre Abhängigkeit bedeuteten, mit dem naiv freundlichen, für die Zeitungswirklichkeit unempfänglichen Gemüt dieses taubstummen Vaters erzeugt eine ganz eigenwillige, den Leser vorantreibende Spannung.
Wo Coelho Parabeln schreibt, geht hier knallharte Wirklichkeit übergangslos in märchenhafte Betrachtung über - schockierend, traumhaft schön und stets überzeugend. Tragik wird zur Komödie, Hoffnungen werden brutal zerstört, verlangen Mut zur politischen Aktion - und nach der Flucht keimen neue Hoffnungen.
Ein wunderbares Buch über die Verständigung zwischen fernen und fern gewordene Welten und nicht zuletzt auch über die Sohn-Vater-Liebe.